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Der innere Schweinehund - Martina Siems-Dahle

Jupp sein Tagebuch, ein sommerlicher Tag im April 2020

Der innere Schweinehund

Frau Kraut schimpft fast jeden Tag mit Herrn Kraut. „Du hast doch jetzt Zeit! Mach mal Sport!“

Ich kann Herrn Kraut völlig verstehen, dass sich ihm beim Wort „Sport“ die Nackenhaare sträuben.
Tun sie bei mir auch. Heißt: Höchste Alarmstufe.


„Ich fahre jeden Tag Fahrrad“, weiß Herr Kraut entgegenzusetzen.

„Pah! Das ist doch kein Sport.“

In der Tat - es besteht ein Unterschied in ungeheurer Größe zwischen Herrn Krauts Fahrradfahren und derer, die in buckeliger Haltung im Affentempo an uns auf dem Pfotenweg vorbeipreschen. Der Gegensatz entspricht in etwa dem zwischen mir und dem Irish Wolfshound. Mich beeindruckt so ein Ire nicht – wenn er die richtige Mimik aufsetzt, geh ich ihm nicht an die Socken und er mir nicht an mein Fledermausohr.

 

Aber ich lenke ab: Seitdem Herrn Krauts Walkingstöcke in einer Garagenecke ruhen, marschiert Frau Kraut fast täglich. Mir gelingt es meistens, im rechten Moment zu humpeln.

 

„Ach du armer Jupp, hast du wieder Rücken?“, bedauert sie mich. Mein treuer Dackelblick könnte nicht erfolgreicher sein. Das funktioniert fast immer – Dackellähmung vorgetäuscht – obwohl mein Rücken der einer Bulldogge ist - ha) Manchmal klappt es aber nicht und ich quäle mich an ihrer Seite zur nächsten Lichtung. Während ich mich erschöpft ins Gras lege, (vielleicht am Rande meiner Kräfte einen Maulwurfshaufen umgrabe), schmeißt Frau Kraut Beine und Arme in mir völlig unnützerweise um den Körper und durch die Lüfte.

 

Kurz vor meinem letzten Atemzug sind wir dann wieder Zuhause, und jedes Mal sagt Frau Kraut.
„Hach, wie sich das gut anfühlt, den inneren Schweinehund wieder überwunden zu haben!“

 

Das ist eine Unverschämtheit! Erstens steckt in mir kein Schwein, zweitens hätte sie sich gar nicht überwinden müssen – ich wollte ja sowieso nicht mit!

 

Ohnehin müssen wir Hunde für so manchen am Fell herbeigezogenen Vergleich herhalten.
Der eine oder andere ist sogar aus China übertragen worden: „Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt.“

Was ist da los?

 

Ganz ehrlich ….

 Euer Jupp, der Bulldackel

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Kommentare: 4
  • #1

    Monika (Dienstag, 28 April 2020 07:41)

    Liebe Martina,

    einfach herrlich. Eine flotte Geschichte, die mich schmunzeln ließ.
    Liebe Grüße
    Monika

  • #2

    Herbert (Dienstag, 28 April 2020 10:04)

    Da freut sich manch Herr Kraut, fühlt sich nicht mehr allein.
    Man könnte ja sagen, schreiben ist auch ein Sport.
    Liebe Grüße
    Herbert

  • #3

    Veronika Valder (Dienstag, 28 April 2020 16:10)

    Liebe Martina, ein Einstieg der mich direkt gefesselt hat und das Ende mit Wiedererkennungswert plus Lacher :-)

  • #4

    Martina (Dienstag, 28 April 2020 16:55)

    Lieben Dank für Eure fröhlichen Kommentare! Freut mich sehr. As soon as possible werde ich auch Eure Geschichten lesen. Ich freue mich. Ich habe tatsächlich einiges zu tun.