Hörbuch - Tipp für deine Inspiration

Gerade zu Beginn deiner kreativen Abenteuer ist es wichtig, dir Elemente anderer Texte zu suchen, die dir gut gefallen und diese dann in deinen eigenen Texten auszuprobieren.

 

Nur so entdeckst du, was für dich funktioniert und was nicht.

 

Neil Gaiman, mehrfacher Bestseller-Autor sagte dazu:  

"Lies alles was du in die Finger kriegen kannst. Lies die "Klassiker" in dem Bereich des Schreibens, in dem du arbeiten möchtest, damit du weißt, was die Höhepunkt sind.

Lies außerhalb deiner Komfortzone, damit du weißt, was es da draußen sonst noch gibt. Lies."

 

 

Um dir den Einstieg so einfach wie möglich zu machen, stelle ich dir ein Hörbuch vor, das du als Inspiration nutzen kannst!


Hörbuch-Tipp: "Uhren gibt es nicht mehr" von André Heller (Gelesen vom Autor und Elisabeth Orth)


 

 

"Hast du denn manchmal Angst zu verblöden?"

“Die Angst hab ich schon. Aber ich vergess nur manches, was ich wahrscheinlich für gar nichts mehr brauchen kann.”

 

102 Jahre alt ist Elisabeth Heller, als ihr Sohn Andre beginnt, ihr Fragen zu stellen. Über ihr Leben, ihre Beziehungen und ihre Sicht auf die Menschen und das Leben.

 

"Mami, wenn du erklären solltest, was die Menschen sind, was würdest du sagen?"

 

"Dass sie sich häufig überschätzen."

 

"In ihren Fähigkeiten?"

 

"Nein, in ihrer Wichtigkeit. Sie sind vielleicht fähiger als sie glauben, aber unwichtiger als sie denken."

 

"Was müssten sie dringend lernen, die Menschen?"

 

"Bescheidenheit und Güte."

 

Die Gespräche sind nicht in einem Tonstudio, sondern in André Hellers Wohnzimmer entstanden. Man kann Papierseiten rascheln hören, lauscht den Bewegungen. Gerade das macht dieses Hörbuch zu einem ganz besonderen Hörerlebnis.

 

Schon nach wenigen Minuten hatte ich das Gefühl, neben den beiden zu sitzen und das Gespräch beobachten zu können. Eine heimliche Zuhörerin der privaten, poetischen und philosophischen Gedanken der alten Dame.

 

Geboren 1914, als der Erste Weltkrieg ausbrach, sind ihre Erinnerungen Zeugen fast vergessener Tage. Ein Fenster in die Vergangenheit.

 

Diese Geschichte als historisches Buch einzuordnen, würde aber zu kurz greifen. Wir bekommen einen tiefen Einblick in die Geschichte der oft schwierigen Beziehung zwischen Mutter und Sohn, der einen ganz anderen Lebensweg einschlägt als erhofft.

 

Er entwickelt eine Leidenschaft für den Süden, wohnt abwechselnd in Wien und Marokko.

 

André Heller ist heute als Zirkuskünstler, Multitalent und Kosmopolit bekannt. Welche Risse dieser außergewöhnliche Lebensweg zwischen ihm und seiner Mutter aufgeworfen hat, erleben wir als Hörer hautnah mit.

 

"Ich hab nachgedacht und gesehen, dass da noch einiges ist, wofür ich dir Dank schulde."

 

Du hast keine Schulden bei mir. Alles ist ausgeglichen.

 

“Ich will dir aber trotzdem sagen, wie wunderbar es war, dass du für das wahnsinnige Feuertheater in Lissabon sogar deinen Schmuck verpfändet hast, um mir zu helfen.”

 

Das war wirklich Wahnsinn. Aber 140.000 Menschen sind gekommen.

 

“Mami, dann wär ja alles gut gewesen, aber mehr als eine Million sind gekommen. Titelüberschrift in einer Zeitung war: Mehr als beim Papst.”

 

Nach und nach tauchen wir immer tiefer in die Gedankenwelt der Mutter ein, erfahren welche Musik sie liebt, was sie von Franz Lehar hält, den sie einmal live am Klavier hat spielen sehen.

 

Die intime Weise, wie Elisabeth Heller über das Älterwerden spricht, das Abschiednehmen und welche Vorstellung sie hat, wie es danach weitergeht, berühren zutiefst.

 

Sie berichtet, welche Klarheit und Erkenntnisse über sich selbst das Alter ihr gebracht hat. Auch was sie bereut hat, zum Beispiel so lange in ihrer unglücklichen Ehe auszuharren, erzählt sie ihrem Sohn.

 

Dabei schafft es der Autor, ganz anders als ich erwartete, den zum Teil süffisanten Charakter dieses Episodenromans perfekt einzufangen. Elisabeth Orth passt wunderbar als Sprecherin der Mutter. Ich habe schon von Anfang an vergessen, dass hier nicht die Mutter des Autors spricht.

 

Atmosphärisch überzeugend!

 

Fazit:

Ein tiefgründiger, biografischer Episodenroman, der besonders als Hörbuch eine fesselnde Wirkung entfaltet. Ein gelungenes Beispiel für biografische Erzählungen, in denen der Autor eine stimmige Auswahl von Themen präsentiert.

 

Literaturangaben:

André Heller mit Elisabeth Orth: Uhren gibt es nicht mehr

Gespräche mit meiner Mutter in ihrem 102. Lebensjahr,

Lübbe Audio, 2 CDs, 106 Minuten, 12,99 Euro


Hast du Tipps für gute oder inspirierende Bücher, die dir beim Schreiben geholfen haben?

 

Schreib mir doch eine Mail an Mail@IBiS-koeln.de!

 

Kreative Grüße,

Deine Renate

 

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